"Sweet" - Testbericht

Sobald man "Sweet" von Yotam Ottolenghi und Helen Goh aufschlägt, bekommt man Appetit. Mindestens. 363 Seiten und über 1,5kg Rezepte für die unterschiedlichsten Leckereien strahlen dem Leser entgegen. Auch die mehr als 180 farbigen Fotos schmälern die Lust auf Kekse, Torten und Cremes nicht unbedingt. Aber, fragten wir uns, sind die Rezepte auch alle so umsetzbar? Immerhin benutzt der israelisch-britische Koch gern Gewürze und andere Zutaten, die im deutschen Supermarkt vielleicht nicht so ohne Weiteres zu bekommen sind. Also wagten wir einen selbstlosen Eigenversuch und testeten das neue Werk.

 

Tahin-Halva-Brownies sollten es sein. Schokolade schadet schließlich nie, und Tahin...? Halva...? Sesampaste und eine zartschmelzende Masse aus gemahlenen Ölsamen, Honig und Zucker sollen die Brownies also verfeinern. Das müsste an Exotik für den ersten Test reichen.

Das Einkaufen war durchwachsen. Der erste Gang in den Supermarkt um die Ecke verschaffte uns fast alle Zutaten - nur kein Halva. Da brauchte es mehrere Versuche, beim insgesamt vierten Anlauf wurden wir schließlich fündig.

Es geht los! Die ersten Zutaten warten schon gespannt.
Es geht los! Die ersten Zutaten warten schon gespannt.

 

Am nächsten Tag sollte das große Backen stattfinden. Die gefettete Form stand bereit, der Appetit war da. Beim Studium des Rezepts fiel auf: schön strukturiert. In handlichen, aber nicht zu kleinen Schritten bekommt man Anweisungen, was als nächstes zu tun ist. Alles ist wunderbar klar formuliert. Und sogar Tipps, was man mit angeblich manchmal anfallenden Resten tun könnte ("In einem luftdichten Behälter sind die Brownies problemlos 5 Tage haltbar. In Frischhaltefolie gewickelt lassen sie sich bis 1 Monat einfrieren") gibt es. Es kann also losgehen. 

 

Zunächst Butter und Schokolade schmelzen. Na gut, das ist machbar, wird aber auch genau erklärt. 

Im nächsten Schritt sollen Eier und Zucker verrührt werden. Was hier positiv auffällt: die Konsistenz, die das Gemisch haben soll, wird genau beschrieben ("...bis der Schneebesen Spuren hinterlässt, wenn er in der Masse bewegt wird, was mit dem elektrischen Handrührer etwa 3 Minuten dauert, von Hand etwas länger.") Auch wenn man das Rezept das erste Mal ausprobiert, gibt es also kein Rätselraten, ob man jetzt genug gerührt hat.

Sanft rühren!
Sanft rühren!

Dann wird die abgekühlte Butter-Schokoladen-Mischung vorsichtig dazugegeben. Hier warnen Ottolenghi und Goh, nicht zu lange zu rühren, da sonst die Konsistenz leide (okay, der letzte Teilsatz steht da so nicht, das haben wir aus der Warnung geschlossen). Spätestens jetzt riecht es fantastisch, aber ein bisschen Geduld braucht man leider noch.

In einem separaten Töpfchen werden als nächstes Mehl, Kakaopulver und eine Prise Salz verrührt und schließlich in die Schokomasse eingerührt. Da auch hier darauf hingewiesen wird, vorsichtig vorzugehen haben wir  per Hand gerührt, was auf Dauer ziemlich auf die Arme ging. Aber für gelungenes Gebäck nimmt man ja einiges in Kauf.

Der Teig wartet auf die Tahin-Verzierung.
Der Teig wartet auf die Tahin-Verzierung.

Viel fehlt nicht mehr. Nun noch das Halva gebröselt unter den Teig heben und diesen dann in die Form geben. Da am Ende dann Tahin darüber gegeben und mit Stäbchen zu einem Marmormuster verteilt werden soll, muss der Teig (der ziemlich klebt aber auch schon ziemlich gut schmeckt) einigermaßen glattgestrichen werden.

Jetzt darf die Form in den Ofen. Auch hier wird angenehm präzise die Backzeit erklärt: "Die Brownies etwa 23 Minuten backen, sie sollen in der Mitte noch feucht und nicht ganz durchgebacken sein - das dauert 22-25 Minuten."

Auch gut: Brownie-Muffins.
Auch gut: Brownie-Muffins.

Die perfekte Backzeit haben wir leider verpasst. Die Brownies waren nicht mehr so klitschig, wie sie eigentlich sein sollten, aber trotzdem sehr lecker. Für unsere kleine Form war es ein wenig zu viel Teig, deshalb gab es noch vier Brownie-Muffins. Browffins sozusagen. Oder Munies.

Für den Geschmackstest stellten sich freundlicherweise auch die Kollegen zur Verfügung. Einstimmige Resümee: lecker. Aber weder von Tahin noch von Halva war wirklich etwas zu schmecken. Das Rezept wurde trotzdem gewünscht.

Halva (Helva/Halwa): Die einzige "Schwierigkeit".
Halva (Helva/Halwa): Die einzige "Schwierigkeit".

 

Der erste Test erlaubt ein vorsichtiges vorläufiges Fazit: die Struktur des Backbuches ist toll. Die Unterteilung in verschiedene Kategorien ("Cookies und Kekse, Mini-Kuchen, Kuchen und Torten, Cheesecakes, Tartes und Co., Desserts, kleine Süßigkeiten") lädt zum Durchstöbern ein und vereinfacht die Suche nach dem Anlass entsprechenden Leckerbissen. Das getestete Rezept war einfach umzusetzen und die Zutaten gut zu bekommen, auch wenn wir beim Halva etwas Ausdauer brauchten. Letztendlich war es reine Glückssache, wo es zu bekommen war.

 

Das andere Fazit: da sollte unbedingt weiter getestet werden. Nur zur Recherchezwecken, versteht sich.

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Kommentare: 1
  • #1

    Jessica (Donnerstag, 19 Oktober 2017 02:19)

    Toll geschriebener Testbericht -
    Da bekommt man Lust auf mehr und will gleich auch sowas Leckeres zaubern.
    Gerne noch mehr Berichte :)