John Boyne wird vielen als Autor des Jugendbuches "Der Junge im gestreiften Pyjama" bekannt sein. Mehr als zehn Jahre nach der Veröffentlichung legt der Schriftsteller jetzt erneut ein Jugendbuch zum Thema Nationalsozialismus vor.
Pierrot wächst als Sohn eines Deutschen und einer Französin in Paris auf. Es ist eine behütete Kindheit. Sein bester Freund wohnt im gleichen Haus, sie verbringen viel Zeit miteinander.
Als er nacheinander sowohl Mutter als auch Vater verliert, holt seine Tante ihn zu sich nach Süddeutschland. Sie arbeitet auf einem Berghof. Kein gewöhnlicher Berghof, wie sich herausstellt: es handelt sich um Hitlers Landhaus auf dem Obersalzberg. Um nicht aufzufallen, wird Pierrot Peter genannt und wird angewiesen, kein Französisch mehr zu sprechen. Zwar versteht Pierrot nicht genau, warum seine Tante das von ihm verlangt, er passt sich aber dennoch an.
Als er das erste Mal Hitler begegnet, ist er zutiefst beeindruckt. Der Mann, vor dem alle Bediensteten und anderen Gäste großen Respekt zu haben scheinen, weckt Erinnerungen in ihm:
Peter beobachtet den Mann, der nur gelegentlich dem Berghof einen Besuch abstattet, genau und versucht, sich ihm anzunähern. Besonders die Uniform gefällt ihm gut. Auch Hitler selbst findet nach und nach Gefallen an dem Jungen und schenkt ihm schließlich die heißersehnte Uniform. Jetzt fühlt sich auch Peter wichtig und mächtig.
In insgesamt drei großen Abschnitten verfolgt der Leser die Entwicklung des Kindes. Unter Hitlers Einfluss verändert sich Peter. Er möchte auffallen und gefallen, seinem Idol näher kommen. Immer tiefer schlittert er in die menschenverachtende Welt des Diktators und tut stets, was dieser von ihm verlangt - bis hin zum Verrat.
Zwar ist Peter selbst eine fiktive Gestalt. Boyne hat aber versucht, die Geschichte möglichst realistisch erscheinen zu lassen. Hier und da finden sich tatsächliche geschichtliche Ereignisse. Die Gäste auf dem Berghof, wie der Herzog und die Herzogin von Windsor, statteten Hitler und seinem Landhaus allerdings auch in Wirklichkeit einen Besuch ab. Auch Hitlers Schäferhund Blondi hat seine Rolle in dem Roman gefunden.
Boyne versucht klarzumachen, wie es geschehen kann, dass sich ein "ganz normaler Junge" so von Macht und einer Bewegung blenden lässt, dass er alles tut, um Teil dieser Bewegung zu werden. Folglich handelt es sich bei "Der Junge auf dem Berg" auch um ein wichtiges Buch, das bestimmt auch zur richtigen Zeit erscheint. Vermutlich ist es heute wichtiger denn je, auch die nachwachsende Jugend vor diesen Gefahren zu warnen und ihre Sinne und ihren Verstand zu schärfen, sodass sie selbst sich nie von einer solchen Ideologie verführen lassen.
Der Verlag selbst empfiehlt das Buch ab 12 Jahren. "Ab" ist hier sicherlich ein Schlüsselwort, denn das Buch kann man genauso gut älteren Jugendlichen und auch Erwachsenen an die Hand geben. Als geübter Leser muss man sich allerdings damit abfinden, dass manche Wendung der Geschichte ein bisschen zu konstruiert klingt.
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