Mit eineinhalb Kilo Gewicht und einem Umschlag aus Halbleinen wirkt die von Rainer Wieland zusammengestellte Sammlung "Das Buch der Deutschlandreisen" gleich auf den ersten Blick ziemlich imposant.
Und auch von innen handelt es sich um ein spannendes, kurzweiliges und manchmal gar etwas absurdes Werk. So stellte Stendhal nach einem Besuch in Braunschweig etwa fest:
"Wenn ich das Unglück hätte, in einer deutschen Stadt leben zu müssen, würde ich mir einen kleinen Harem anschaffen."
Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Texten Reisender, die nach Deutschland (oder seine Vorgänger) reisten und über Land und Leute in Briefen berichteten. Dabei handelt es sich um durchaus prominente Namen:
Der römische Feldherr Caesar etwa besuchte lange vor der Gründung eines Deutschen Staates die Germanen am Rhein.
Giacomo Casanova besuchte im 18. Jahrhundert Friedrich den Großen und Virginia Woolf berichtete 1909 über die Bayreuther Festspiele. Auch die bekannte britische Krankenschwester Florence Nightingale stattete Deutschland einen Besuch ab und schilderte ihre Erfahrungen:
"In Berlin laufen Mädchen aller sozialen Schichten ganz allein durch die Stadt... eine Dame trägt einfach irgendein Kleid, besucht die Gesellschaft ihrer Wahl oder geht mit ihrem Korb am Arm auf den Markt, und es wird sich niemand finden, der sie auslacht oder über sie herzieht."
Der aktuellste Bericht im Buch stammt aus dem Jahr 2015 und wurde von Christoph Rehage verfasst. "Mit zwölf Chinesen in Neuschwanstein" heißt der Text des Mannes, der von Peking zurück nach Deutschland laufen wollte (aber nach 4646km abbrechen musste).
Jeder Text ist passend illustriert, etwa mit Bildern der jeweiligen Autoren oder historischen Darstellungen der besuchten Ereignisse oder Städte. Insgesamt gibt es 56 Kapitel , die nach den Entstehungsjahren sortiert sind und jeweils etwa 6-8 Seiten umfassen.
Ein wunderbares Buch zum Verschenken oder Selbstbeschenken, zum Immerwiederblättern und Pausemachen, zum Sinnieren und Lachen.
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