Abtauchen in fremde Welten. Die Realität um sich herum völlig ausblenden, gedanklich ganz verschwinden.
Eigentlich immer irgendwie ein verlockender Gedanke, aber wohl besonders zu dieser komischen Zeit. Wer da etwas Abwechslung und Alternative zum vorherrschenden Thema sucht, sollte sich den Erzählband "Die Wahrheit über das Lügen" von Benedict Wells näher ansehen.
An zehn verschiedene Orte, in zehn verschiedene Situationen entführt der junge Schriftsteller seine Leser. So sitzt man etwa neben der älteren Dame auf der Parkband, als sie Wildfremden von ihrer Katze erzählt. Aber nicht ausschließlich. Man folgt auch dem zu scheitern drohenden Drehbuchautor aus der Gegenwart in die Vergangenheit, wo er eine uns sehr vertraute Filmidee als die seine ausgeben wird. Man beobachtet Bücher, die sich miteinander unterhalten, und Menschen, die sich annähern oder entfremden.
Zehn sehr unterschiedliche Geschichten werden präsentiert, manche fröhlich, andere melancholisch. Aber alle haben sie eines gemeinsam: sie ziehen den Leser wahnsinnig schnell in ihren Bann.
Für alle Freunde Benedict Wells' sei verraten: auch eine Geschichte aus dem "Vom Ende der Einsamkeit"-Universum hat ihren Weg in die Sammlung gefunden.