Sturmvögel, so werden in Emmys Heimat, auf der kleinen und kargen Nordseeinsel, die Fischer genannt, die der Sturm vom offenen Meer zurück auf das rettende Festland treibt.
In dieser rauen Umgebung wird Emmy im noch jungen 20. Jahrhundert geboren. Ihr Leben ist geprägt von der Landwirtschaft und den Gezeiten, bis ihre Eltern sie gegen den Willen der Großmutter einschulen lassen. Sie solle lieber arbeiten, so die Großmutter, und überhaupt sei Emmy sowieso schon viel zu frech und vorlaut.
Emmys Leben läuft allerdings weder nach den Plänen ihrer Eltern noch nach denen ihrer Großmutter, und so kommt sie mit nur vierzehn Jahren ohne Eltern oder Geschwister nach Berlin.
Das Berlin der 20er Jahre ist kein goldenes für Emmy. Im Haus einer wohlhabenen dreiköpfigen Familie arbeitet sie als Mädchen für alles. Jeden zweiten Sonntagnachmittag hat sie frei. Und sie lernt Hauke kennen. Der Junge aus gutem Haus ist eigentlich der Tochter ihrer Arbeitgeber versprochen. Trotzdem zeigt Hauke ihr die pulsierende Großstadt, und führt sie ein in Kunst und Kultur.
Anfang der 1990er Jahre macht sich Emmys älteste Tochter langsam Sorgen um den Gesundheitszustand ihrer Mutter. Doch die will davon nichts hören und versichert, auf sich selbst aufpassen zu können. Währenddessen finden die Geschwister Hilde und Otto im Keller ihrer Mutter Emmy viele Akten, die auf ein ihnen unbekanntes Vermögen hinweisen. Und sie machen sich auf die Suche. Welches Geheimnis verbirgt die Mutter vor ihnen?
Manuela Golz ist mit "Sturmvögel" ein toller Roman gelungen. Emmys ganzes Leben umfasst fast ein ganzes Jahrhundert und ganz viel deutsche Geschichte. Auf zwei Zeitebenen erzählt sie die Geschichte: Emmys Aufwachsen und Erwachsenenwerden auf der einen, ihre Familie mit Kindern und Enkeln auf der anderen.
Trotz oder vielleicht gerade wegen aller Schicksalsschläge lernen wir eine 86jährige, sehr rüstige, selbstbewusste und witzige Hauptperson kennen, die auch im Alter genau weiß, was sie will - und sich durchsetzt. Eine absolut liebenswerte Protagonistin, die es einem leicht macht, an der Geschichte ihres Lebens teilhaben zu wollen.
Verfasst von: EJ
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