Als 1815 auf einer indonesischen Insel östlich von Java der Vulkan Tambora ausbricht, nimmt die westliche Welt davon zunächst wenig bis keine Notiz. Doch auch für sie hatte der Vulkanausbruch langanhaltende und heftige Auswirkungen, wie man später herausfand.
Timo Feldhaus taucht in "Mary Shelleys Zimmer" ein in das Europa im Jahr 1816, also ein Jahr nach dem gewaltigen Ausbruch des Tambora.
So erzählt er von der jungen Britin Mary Godwin, die sich in den (dummerweise bereits verheirateten) Percy Shelley verliebt, von ihrem gemeinsamen Versuch, ohne Eheversprechen zusammen zu leben und von ihren Bestrebungen, in der Literatur als Schriftstellerin und Dichter Fuß zu fassen.
Er erzählt von Caspar David Friedrich, dessen Bilder den plötzlich gelb gefärbten Himmel zeigen.
Goethe möchte noch tiefer in die Erforschung der Wolken einsteigen und ein junges Mädchen irrt, vom Hunger getrieben, durch ein noch uneiniges Deutschland, während Napoleon nach seiner Niederlage in Waterloo im Exil auf St. Helena sitzt.
Es ist viel los im Buch von Timo Feldhaus. Durch den wechselnden Fokus sind wir plötzlich mittendrin im Jahr 1816, erleben hautnah große Entscheidungen und Veränderungen in Literatur, Kunst und Gesellschaft mit.
Dabei handelt es sich bei "Mary Shelleys Zimmer" nicht um ein dröges Sachbuch, das trocken Fakten aneinander reiht. Vielmehr ist es Timo Feldhaus durch gute, ausgiebige Recherche (und sicherlich stellenweise auch etwas Fantasie) gelungen, ein im besten Sinne "erzählendes Sachbuch" zu schreiben, das sich locker und unterhaltend liest, ohne die Fakten und tatsächlichen Geschehnisse aus den Augen zu verlieren.
Ohne Zweifel ein Buch, das Freude macht, und sicher für Sachbuch- wie für Romanleser:innen gleichermaßen geeignet ist.
Verfasst von: EJ
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