“Are you like the girls in the book too? Because I think I am.”
San Francisco, Chinatown, 1954. Die Geschichte der siebzehnjährigen Lily Hu, Tochter
chinesischer Einwanderer, beginnt mit dem Miss Chinatown Wettbewerb. Sie ertappt sich
dabei, eine Kandidatin länger anzuschauen, als sie es für angemessen hält, und allgemein
fühlt sie sich dabei unwohl, die Kandidatinnen überhaupt anzuschauen. Als ob es etwas ist,
das sie nicht tun sollte. Noch am selben Tag entdeckt Lily in der Zeitung Chronicle eine
Anzeige über einen Auftritt im Telegraph Club, einer Lesbenbar. Völlig fasziniert davon, wird
diese Anzeige sie nicht mehr loslassen, bis sie den Club tatsächlich besucht hat.
Währenddessen kommt sie ihrer Mitschülerin Kathleen Miller immer näher und fängt an,
Gefühle zu entwickeln, die ihr völlig fremd sind. Lily findet heraus, dass Kath schon mal im
Telegraph Club war und sie beschließen, den Club zusammen zu besuchen. Endlich im
Telegraph Club angekommen, taucht Lily in eine ihr noch unbekannte Welt hinein, der sie
nicht mehr entfliehen will. Doch als alles glücklich scheint, stellen sich die mögliche
Abschiebung ihres Vaters, die zu zerbrechen scheinende Beziehung zu ihrer besten
Freundin Shirley und die fehlende Akzeptanz der Gesellschaft, aber auch ihrer Familie, in
ihren Weg.
Der Roman ist größtenteils aus Lilys Perspektive geschrieben, wechselt jedoch an einigen
Stellen die Perspektive. Denn Malinda Lo erzählt auch die Lebensgeschichten von Lilys
Familienmitgliedern, wie z. B. von ihren Eltern. Somit bekommt man einen guten Überblick
über die gesellschaftliche und politische Situation von chinesischen Amerikanern und
Einwanderern in den 1950er Jahren. Zudem verweisen Zeitstrahle auf die Ereignisse in den
jeweiligen Kapiteln, welches die Handlung übersichtlicher gestaltet.
“Last Night at the Telegraph Club” ist ein Coming-of-Age-Roman ab vierzehn Jahren, in dem
die Protagonistin damit kämpft, sich selbst zu finden und zu verstehen, insbesondere ihre
Sexualität. Dies geschieht zu einer Zeit, in der es als chinesische US-Amerikanerin so schon
nicht sicher ist, geschweige denn als eine junge lesbische Frau / ein junges lesbisches
Mädchen. Gefangen zwischen ihrer Pflicht gegenüber ihrer Familie, den politischen
Spannungen und der Liebe, muss sie sich entscheiden, wie sie ihr Leben weiterführen
möchte. Das Buch ist eine herzzerreißende Geschichte von erster Liebe, in der man in das
Gefühlsleben einer jungen heranwachsenden Frau eintaucht, die gegen alle Widrigkeiten um
ihr Glück kämpft, auch wenn es aussichtslos scheint.
Zudem ist es eine gute Repräsentation einer lesbischen Liebesgeschichte. Es handelt sich
hier nämlich um einen Own Voice Roman, da die Autorin selbst lesbisch und eine
chinesische Amerikanerin ist. Des Weiteren erklärt Lo im Nachwort den historischen Kontext
und ihr Vorgehen beim Roman, womit man nochmal Hintergrundinformationen kriegt, die
das Buch verständlicher machen.
"Last Night at the Telegraph Club" habe ich auf Englisch gelesen, da ich viel auf Englisch
lese und es bevorzuge, englische Bücher im Original zu lesen. Die Sprache im Buch ist
leicht zu verstehen und einfach zu lesen, trotz des Settings in den 1950er Jahren.
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