85 Jahre wäre sie geworden. Sylvia Plath, Tochter eines deutschen Einwanderers in die USA, wurde am 27. Oktober 1932 in der Nähe von Boston geboren. Bekannt wurde sie eigentlich erst nach ihrem Tod im Jahr 1963, hauptsächlich für ihre Lyrik (z. B. "Ariel") und für ihren Roman "Die Glasglocke". Oft werden ihre Werke in Zusammenhang mit ihrem Leben gestellt. So kann man ihrer Protagonistin Esther Greenwood einen gewissen Bezug zu ihrer eigenen Person und Lebensgeschichte schlecht absprechen: Esthers Nachname ist auch der Nachname von Sylvias Großmutter, beide verbrachten einen Sommer als Praktikantin bei einer Zeitschrift in New York, beide kommen in eine Lebenskrise, die im Suizidversuch gipfelt.
„Wenn es neurotisch ist, daß man zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen, gleichzeitig will, dann bin ich allerdings verdammt neurotisch. Für den Rest meiner Tage werde ich zwischen Dingen, die sich gegenseitig ausschließen, hin- und herfliegen", stellt Esther eines Tages fest, und dieser Satz könnte auch die Autorin meinen.
Mit deren Leben hat sich die niederländische Autorin Connie Palmen in ihrer Romanbiographie "Du sagst es" beschäftigt. Sie lässt uns durch die Augen von Plaths (Ex-)Ehemann Ted Hughes erleben, wie es um Ehe und Leben der beiden stand und wie es nach dem Ende dieser Beziehung für beide weiterging. Denn während Sylvia Plath in der Öffentlichkeit als die Aufopfernde galt, wurde er als Verräter gesehen. Zu Lebzeiten äußerte er sich dazu nie. Connie Palmen gibt ihm in ihrem Roman jetzt, fast 20 Jahre nach seinem Tod, eine Stimme.
"Für die meisten Menschen existieren wir, meine Braut und ich, nur in Büchern. (...) Und da war sie die zerbrechliche Heilige und ich der brutale Verräter. Ich habe geschwiegen. Bis jetzt."
So beginnt Hughes seine Geschichte, die auch ihre ist. Er gewährt uns (fiktive) Einblicken in den Charakter und das Leben mit dieser bekannten Persönlichkeit, die so schwierig gewesen sein muss. Connie Palmen gelingt es, die beiden sich als Paar auf Augenhöhe begegnen zu lassen und dem Leser unausgesprochen die Frage zu stellen, wie weit eine Liebe gehen kann, wenn einer (oder wie in diesem Fall: beide) der Partner unter Depressionen leidet.
Wer sich auch auf einer realistischeren Ebene mit Sylvia Plath und Ted Hughes beschäftigen möchte, dem sei "Du wolltest deine Sterne" von Diane Middlebrook ans Herz gelegt. Die Biographie der beiden widmet sich auch Hughes Leben nach dem Freitod seiner ehemaligen Frau, ohne Schuldzuweisungen.
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